wien-geschichte

Wien Geschichte

Wien Geschichte kurz erzählt. Wir beginnen die Geschichte in der Römerzeit, spannen den Bogen von den Babenbergern zu den Habsburgern, beleuchten Türken- und Weltkriege und werfen einen Blick in die glorreiche Zeit bis zur Gegenwart.

Die Römer in Wien

geschichte-wien-roemer

Die Römer in Wien

Die Römer in Wien

Vor rd. 2000 Jahren unterwarfen die Stiefsöhne des römischen Kaisers Augustus, Drusus und Tiberius das Königreich Noricum bis zur Donau. Wien wurde ca. 70 n. Chr. ein römisches Reiterlager namens Vindobona. Seine Blütezeit erreichte es von 193 bis 235 n. Chr. als wichtiger Warenumschlagplatz.

Mit der Völkerwanderung (375 bis 568), welche von den Hunnen ausgelöst und mit der Gründung eines italienischen Langobardenreiches beendet wurde, begannen die dunklen Jahrhunderte Wiens.

Die Babenberger in Wien

wien-geschichte-babenberger

Die Babenberger in Wien

Sieben Jahrhunderte vergingen bis unter dem Babenberger Markgraf Heinrich I. der Starke, 996 erstmals ostarrichi urkundlich erwähnt wurde. Unter Leopold III. erlangten die Babenberger 1135 die Stadtherrschaft von Wien. Ein Jahr später erfolgte die Erstnennung von Austria.

Markgraf Leopold IV. erhob Wien 1137 zur Stadt (civitas). Herzog Heinrich II. Jasomirgott machte Wien zur Residenzstadt (privilegium minus vom 17.9.1156). 1172 wurde Wien erstmals als Weltstadt (civitas metropolitana) bezeichnet.

Unter Leopold V. (1177 bis 1194) erlebte Wien eine neue kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Bei der Rückkehr vom 3. Kreuzzug wurde der König von England, Richard Löwenherz, gefangen genommen und ein immens hohes Lösegeld (50 t Silber) lukriert.

Das Ende der Herrschaft der Babenberger war mit dem Tod des kinderlosen Friedrich II. der Streitbare besiegelt. Er fiel am 15.6.1246 bei der Schlacht an der Leitha im Kampf gegen die Ungarn.

Die Habsburger in Wien

wien-geschichte-habsburger

Die Habsburger in Wien

Premysl Ottokar II. von Böhmen übernahm die österreichischen Länder nach der kaiserlosen, schrecklichen Zeit (Interregnum). Das Großreich des Königs war dem Papst und dem deutschen Wahlkollegium zu mächtig, weshalb sie am 1.10.1273 den Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser machten.

Ottokars Ende war mit der Schlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278 besiegelt. Die sechshundert Jahre dauernde Herrschaft der Habsburger begann.

Privilegium Maius

Spannend wird die Geschichte wieder mit der Thronbesteigung des erst neunzehnjährigen Rudolf IV. der Stifter im Jahr 1358. Er fälschte das privilegium maius (österreichischer Freiheitsbrief) und ließ das privilegium minus verschwinden. Dieser Schwindel flog auf und führte fast zum Krieg mit seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV.

In den kurzen sieben Jahren seiner Amtszeit gründete er die Wiener Universität, die damit nach Prag die zweite Universität im deutschsprachigen Raum wurde, legte den Grundstein zum Umbau des Stephansdoms und führte Getränke- und Grundsteuer ein.

Nach seinem Tod am 27.7.1365 belehnte Kaiser Karl IV. Rudolfs Brüder Albrecht III. und Leopold III. gemeinsam mit Österreich und Steiermark. Dies führte 1379 zu einer Teilung der Habsburgerländer.

Erst Friedrich III. gelang die Einigung und die Einheit des Hauses Österreich. Er starb am 19.8.1493 in Linz.

Unter Maximilian I. der letzte Ritter versank Wien aufgrund einer nachteiligen Handelsordnung in der Bedeutungslosigkeit. Seine Heiratspolitik (TU FELIX AUSTRIA NUBE) machte die Habsburger aber zum mächtigsten Fürstengeschlecht Europas. Am 12.1.1519 starb der Kaiser in Wels.

Die von Ferdinand I. erlassene Stadtordnung vom 12.3.1526 führte zur Beschneidung der Bürgerrechte. Es galt der Wille des Fürsten, das Ende des Mittelalters wurde eingeläutet.

1. Türkenbelagerung

Aber es kam noch schlimmer. Vom 27.9. bis 15.10.1529 stand das türkische Heer des Sultan Suleiman II. vor den Toren Wiens. Diese Übermacht von 300.000 Soldaten versuchte vergeblich die Stadt zu nehmen. Vermutlich aus Sorge um den nahenden Winter gaben die Türken ihr Vorhaben auf und zogen ab. Bei den erbitterten Kämpfen wurde Graf Salm schwer verletzt. 3 Jahre vergingen bis mit dem Bau einer neuen Stadtbefestigung begonnen wurde.

Unter Leopold I. (geb. 9.6.1640, gest. 5.5.1705) erlebte Wien weitere Schicksalschläge. So begann im Jänner 1679 die Pestepidemie. Tausende Tote in Wien und in den Vorstädten waren zu beklagen. Das Verlöschen der Seuche wurde mit der Errichtung der Pestsäule am Graben gedankt.

2. Türkenbelagerung

Im Jahr 1683 standen die Türken zum zweiten Mal vor den Toren Wiens. Sultan Mehmed IV. griff nach dem "Goldenen Apfel" um sein Herrschaftsgebiet Richtung Westen auszudehnen. Der Großwesir Kara Mustafa und 100.000 Osmanen kämpften gegen 17.000 Verteidiger. 61 Tage leisteten die Wiener erbitterten Widerstand. Not und Hunger ließen die Wiener Bevölkerung gebratene Katzen, sog. "Dachhasen" verzehren. 3 Tage vor Eintreffen des Entsatzheers starb der Bürgermeister von Wien Andreas von Liebenberg, am 9.9. an seinen Verletzungen und der Ruhr. Türkische Mineure sprengten die Burg- und Löwelbastei, die Einnahme Wiens stand kurz bevor.

Gerade noch rechtzeitig traf das Entsatzheer mit 74.000 Soldaten ein und griff vom Leopoldsberg aus die Belagerer an. Herzog Karl V. von Lothringen und der Polenkönig Johann Sobieski (Husaren) schlugen gemeinsam mit Bayern, Schwaben, Sachsen, Franken und Polen am 12.9.1683 in einem 12 stündigen Kampf die Türken in die Flucht. Kara Mustafa wurde in Belgrad erdrosselt.

Dem damals noch einfachen Soldaten Prinz Eugen gelang in den folgenden 3 Jahrzehnten die Zurückdrängung der Türken auf den Balkan. Er verhalf so den Habsburgern zur Rettung des Abendlandes.

Pragmatische Sanktion

Eine friedliche Zeit erlebte Wien unter Kaiser Joseph I. (geb. 26.7.1678, gest. 17.4.1711). Nach nur sechsjähriger Amtszeit folgte ihm sein Bruder Kaiser Karl VI. (geb. 1.10.1685, gest. 20.10.1740). Da sein Sohn kurz nach der Geburt starb, sah er sich veranlasst, die Erbfolge neu zu regeln. Dies ermöglichte seiner Tochter Maria Theresia Walburga Amalia Christina  (geb. 13. Mai 1717, gest. 29. November 1780) die Thronfolge.

Unter Karls Regentschaft begann eine rege Bautätigkeit. Das Belvedere, die Karlskirche, das Bundeskanzleramt, die Hofstallungen, das Palais Schwarzenberg, die Porzellanfabrik, die Hofbibliothek, das bürgerliche Zeughaus, der Vermählungsbrunnen, die Winterreitschule und der Donnerbrunnen wurden erbaut.

Nach seinem Tod am 20.10.1740 gelangte Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich auf den Thron. Friedrich II., König von Preußen marschierte ohne Kriegserklärung in Schlesien ein. Maria Theresia kämpfte mit England gegen Preußen und Frankreich und verlor. Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) versuchte sie, diesmal mit Hilfe der Franzosen, abermals vergeblich, Schlesien zurückzuerobern.

Am 18.8.1765 erlag ihr geliebter Franz Stephan den Folgen eines Schlaganfalls. Seither trug Maria Theresia ausschließlich schwarze Kleidung.

In der zweiten Reformperiode zentralisierte Maria Theresia die Verwaltung und setzte den Staatsrat ein. Der Jesuitenorden wurde aufgelöst, die Bauern steuerlich entlastet, die Volksschule eingeführt und die Universität ausgebaut. Darüberhinaus wurde die Folter abgeschafft.

Sie setzte die Bautätigkeit ihres Vaters fort. Neben dem Bau von Burgtheater, Schloss Schönbrunn und der Gloriette, die Salzgrieß- und Stiftskaserne, des Theresianums, der Universitätsaula und der Piaristenkirche, öffnete sie, auf Initiative von Joseph II., 1766 den Prater für die Bevölkerung.

Am 29.11.1780 starb die Kaiserin nach 40 Jahren Regentschaft. Ihr Sohn Joseph II. (geb. 13.März 1741, gest. 20. Februar 1790) war bereits seit 1765 Römischer Kaiser und Mitregent. Er gilt als Begründer des österreichischen Beamtenstaates und als Anhänger der Aufklärung. Er hob die Leibeigenschaft auf und sicherte den Protestanten und Juden die freie Religionsausübung. Auch ein Besuch des Papstes Pius VI. am 22.3.1782 konnte die Kirchenreform nicht entschärfen. Joseph II. ließ das Allgemeine Krankenhaus, Irrenanstalten und Armenhäuser errichten. Er versinnbildlicht die humane Geschichte Wiens.

Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Leopold II. (geb. 5. Mai 1747, gest. 1. März 1792) die Regentschaft. Er starb zwei Jahre später und wurde von seinem Sohn Franz II. (geb. 12. Februar 1768,  gest. 2. März 1835) beerbt. Als Kaiser von Österreich nannte er sich Franz I. Nach der Niederlage gegen Frankreich (Napoleon I.) bei Austerlitz (Dreikaiserschlacht allerdings ohne Beteiligung von Franz II.) am 2. Dezember 1805 verlor Österreich Tirol, Vorarlberg, Venetien, Istrien, Dalmatien und Cattaro, erhielt mit Friedensvertrag von Pressburg am 26. Dezember 1805 Salzburg. Österreichs Bevölkerung schrumpfte von 24 auf 20 Millionen und musste eine seiner bittersten Niederlagen verdauen.

Ende des Heiligen Römischen Reiches

Franz II. legte am 6. August 1806 die römische Kaiserkrone nieder. Das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (962-1806) war besiegelt.

Napoleon

Am 9. April 1809 erklärte Österreich Frankreich den Krieg und wieder endete es fatal. Napoleon marschierte in Wien ein und residierte im Schloss Schönbrunn. Es gelang den Österreichern unter Erzherzog Karl zwar ein Sieg in der Schlacht von Aspern, doch die Befreiung Wiens wurde durch die Niederlage in der Schlacht bei Wagram verhindert. Frankreich gewann den Krieg und im Frieden von Schönbrunn am 14. Oktober 1809 musste Österreich Salzburg, das Inn- und Hausruckviertel an Bayern abtreten. Frankreich erhielt Triest, Teile Kärntens und Osttirol.

Am 17.10.1809 sprengte Napoleon die Basteien und kehrte Wien den Rücken. Kaiser Franz I. entliess Graf Stadion und machte seinen Botschafter von Paris Graf Metternich zum Außenminister. Um die diplomatischen Beziehungen mit Frankreich zu verbessern wurde die älteste Tochter des Kaisers Marie Louise mit Napoleon vermählt. Die Hochzeit wurde ohne den Bräutigam in der Augustinerkirche gefeiert.

Die von Napoleon 1806 verhängte Kontinentalsperre gegen England wurde von Russland negiert, woraufhin Frankreich 1812 Krieg gegen Russland führte und Moskau einnahm (Schlacht bei Borodino). Doch Hunger und Kälte sowie die Taktik der verbrannten Erde von General Kutusow zwangen Napoleon zum Rückzug.

Diese Niederlage ließ Wien wieder erstarken. Nach dem Scheitern des Friedenskongresses in Prag erklärte Österreich Frankreich abermals den Krieg. Mit Hilfe von Preußen, Russland und England gewann Kaiser Franz I. die Völkerschlacht bei Leipzig (16. - 19. Oktober 1813. Paris wurde besetzt und Napoleon dankte ab.

Wiener Kongress

Kaiser Franz I. wurde bei seiner Rückkehr aus Paris ein triumphaler Empfang in Wien bereitet und die Stadt bis in die Vorstädte festlich beleuchtet. Am 1.11.1814 tanzte der Wiener Kongreß (18. September 1814 bis 11. Juni 1815). Unter dem Vorsitz von Staatskanzler Metternich wurde Europa neu aufgeteilt. Könige, Fürsten und 468 Diplomaten aus 200 Staaten machten Wien für einige Monate zum Nabel der Welt.

Der Kongreß wurde durch den Einzug von Napoleon in Paris für 100 Tage unterbrochen und nach der Schlacht bei Waterloo fortgesetzt. Der Kaiser der Franzosen starb am 5. Mai 1821 auf St. Helena.

Heilige Allianz

Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Franz I. schlossen die Heilige Allianz um die Abkommen des Wiener Kongresses abzusichern. Ihr traten fast alle europäischen Monarchen bei, mit Ausnahme des Königs von England und des Papstes. Dem Osmanischen Reich blieb die Mitgliedschaft verwehrt.

Die absolute Herrschaft war wieder hergestellt, die Grenzen neu festgelegt. Österreich verzichtete auf Belgien, erhielt Oberitalien, Dalmatien und Salzburg. Der deutsche Bund von 39 Staaten unter der Führung Österreichs trat an Stelle des Deutschen Kaiserreichs. Metternich führte Zensur und Polizeistaat ein um die Emanzipation des Bürgertums und revolutionäre Ideen der Aufklärung im Keim zu ersticken.

Biedermeierzeit

Der Rückzug aus der Politik führte zur Pflege der schönen Künste. Die Zeit des Biedermeier begann. Wiener Kaffehäuser, Heurige und der Prater wurden zum Mittelpunkt des Wiener Gesellschaftslebens. Das Theater erblühte. Grillparzer, Nestroy und Raimund sorgten für Begeisterung. Der Walzer wurde zum beliebtesten Volkstanz. Strauss, Lanner aber auch Beethoven, Schubert und die Wiener Philharmoniker erfreuten das Wiener Publikum.

Märzrevolution

Nach dem Tod Kaiser Franz I. am 2. März 1835 wurde sein erstgeborener Sohn und König von Ungarn Ferdinand I. der Gütige zum Kaiser gekrönt. Aufgrund seiner beschränkten Handlungsfähigkeit übte eine Staatskonferenz (u.a. Metternich) die Macht aus. Die Auflehnung gegen den Kaiser gipfelte in der Märzrevolution. Demonstrationen in der Herrengasse für eine neue Verfassung mit Volksvertretung führten zum Schießbefehl. Daraufhin wurden Fabriken niedergebrannt und Beamte gelyncht. Dies führte zur Entlassung von Metternich und zur Verfassung von Pillersdorf, die allerdings ein Veto-Recht des Kaisers beinhaltete. Im Mai flüchtete der Kaiser und seine Familie vor der Revolution aus Wien nach Innsbruck.

Oktoberrevolution

Nachdem die Truppen nicht gegen die Ungarn vorgingen und die Wiener Bürger die Meuterei unterstützten kam es zu Straßenkämpfen. Wieder flüchtete die Kaiserfamilie aus Wien nach Ölmütz. Fürst Windischgrätz und die kaiserlichen Truppen beendeten die Oktoberrevolution. Nun dankte Kaiser Ferdinand I. ab und sein erst achtzehnjähriger Neffe Franz Joseph bestieg am 2. Dezember 1848 den Thron. In Ungarn sorgten die Kroaten unter Ban Jelacic mit russischer Hilfe für ein Ende der Aufstände und den Sieg des Absolutismus.

Geprägt von seinen persönlichen Erfahrungen in der Armee von Feldmarshall Radetzky in Norditalien war Kaiser Franz Joseph der Überzeugung, dass nur ein starkes Militär den Fortbestand seines großen Reiches garantieren konnte. Neben dem Militär bildete die Kirche den zweiten Eckpfeiler seiner Reichserhaltung. Sie erhielt am 18.8.1855 die Selbstverwaltung über ihren Besitz, die Ehegerichtsbarkeit und den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Die letzten Reste des Josefinismus wurden damit beseitigt. Erst durch die Maigesetze von 1868 wurde der Machteinfluss der Kirche beschränkt und die Zivilehe wieder eingeführt. Unterrichts- und Erziehungswesen wurden dem kirchlichen Einfluss entzogen und jeder Staatsbürger ab 14 durfte seine Religion selbst wählen.

Franz Josephs Regierungszeit wurde von innen- und außenpolitischen Niederlagen bestimmt. Im Krimkrieg 1853 - 1856 standen sich Russland und die Türkei, unterstützt von Frankreich und England gegenüber. Österreich verhielt sich neutral, obwohl der Kaiser nur mit russischer Hilfe die aufständischen Ungarn 1849 niederschlagen konnte. Russland verlor den Krieg und Frankreich entwickelte sich zur Großmacht.

Schlacht von Solferino

In Italien keimten Unabhängigkeitsbestrebungen die von Frankreich unterstützt wurden. Bereits nach der verlorenen Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859 stand der Kaiser vor seiner Abdankung. Die Habsburger wurden aus Norditalien verdrängt. Die drohende Revolution wurde durch Zugeständnisse des Kaisers und demokratische Ansätze verhindert. Ungarn widersetzte sich abermals dem Kaiser und verlangte nach Eigenstaatlichkeit. Diesem Drängen unter Ferenc Deak schlossen sich bald auch die Tschechen, die Kroaten und die Polen an, die ebenfalls die Verfassung boykottierten. Eine Entspannung der Situation versprach das Sistierungspatent vom 20. September 1865.

Schlacht bei Königgrätz

Im Krieg gegen Preußen (Zündnadelgewehr) verlor Österreich unter Benedek am 3. Juli 1866 die Schlacht bei Königgrätz. Österreichische Siege unter Erzherzog Albrecht bzw. Tegetthoff gegen Italien (Custozza und Lissa) blieben unbelohnt. Im Prager Frieden am 23. August 1866 erhielt Italien Venetien und Preußen Holstein. Österreich schied aus dem Deutschen Bund und verlor seine Vormachtstellung an Preußen.

Dualismus

Der Ausgleich mit Ungarn führte zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und zur Krönung Franz Josephs zum König von Ungarn am 8.6.1867. Graf Gyula Andrassy wurde Ministerpräsident von Ungarn. Das Kaiserreich war in zwei Reichshälften (Dualismus) gespalten, in Zisleithanien und Transleithanien. Die Slawen (Tschechen) sahen sich dadurch ihrer nationalen Hoffnungen beraubt, der Nationalitätenkonflikt wurde zu einem immer größeren innenpoltitischen Problem des Kaisers. Sein Reich drohte zu zerfallen. Ein weiterer Schicksalsschlag war die Ermordnung seines Bruders in Mexiko. Am 19. Juni 1867 wurde Kaiser Maximilian von Mexiko standrechtlich erschossen.

Dezemberverfassung von 1867

Das erste vom Reichsrat beschlossene Gesetz, die Dezemberverfassung 1867 führte zur Machtteilung. Das Parlament setzte sich aus zwei Kammern, dem Abgeordnetenhaus und dem Herrscherhaus, zusammen. Diese Verfassung regelte Grundrechte des Staatsbürgers, die Ministerverantwortlichkeit, Immunität der Abgeordneten, Autonomie der Länder und Gemeinden und die Gewaltentrennung in Judikative und Legislative.

Gründerzeit

Trotz der massiven Probleme des Vielvölkerstaates und der Niederlage gegen Deutschland erlebte Wien unter Franz Joseph eine kulturelle Blütezeit. Nach Schleifung der Basteien veranlasste er die Errichtung der Ringstraße, welche am 1.5.1865 vom Kaiserpaar feierlich eröffnet wurde.

Die Gründerzeit (1866 - 1873) war die Zeit großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Expansion. Davon sind noch einige Ringstraßenpalais im Neo-Renaissance- oder im Neo-Barockstil erhalten. Die wichtigsten Architekten waren Heinrich Ferstel, Theophil Hansen aber auch Johann Romano und August Schwendenwein.

Der Eisenbahnbau wurde vorangetrieben und die vom Bauboom angeheizte Jubelstimmung spiegelte sich an der Wiener Börse wieder. Die Aktienkurse stiegen seit 1867, Spekulanten, Banken und Finanzgesellschaften verbreiteten wirtschaftliche Hochstimmung. Der Ringstraßenstil fand seine Fortsetzung mit dem Bau der Votivkirche (1856-1879), der Staatsoper (1861-1869), dem Museum für Angewandte Kunst (1864-1871), dem Kunst- und Naturhistorischem Museum, Rathaus, Parlament, Universität, Burgtheater und zuletzt der Neuen Hofburg (1881-1913). Diese Bauwerke werden dem Historismus zugeordnet.

Im Jahr 1873 waren lediglich 6% der Bevölkerung wahlberechtigt. Frauen hatten kein Mitbestimmungsrecht. Das Wahlrecht war mit einer Mindeststeuerleistung von 10 Gulden verbunden, wodurch der Großteil der männlichen Bevölkerung ebenfalls ausgeschlossen wurde.

Schwarzer Freitag

Unter Fürst Adolf von Auersperg wurde die erste Wiener Hochquellenwasserleitung von Eduard Suess am 24.10.1873 eröffnet. Im selben Jahr wurde die Wiener Weltausstellung im Wiener Prater gefeiert. Finanziell wurde sie zum Desaster und am 9.5.1873 folgte der Schwarze Freitag an der Börse. Die Seifenblase zerplatzte mit lautem Knall und Panikverkäufe rissen Spekulanten und Banken in den finanziellen Ruin. Viele Börsianer begingen Selbstmord. Die Wirtschaftskrise wirkte sich auf die Wiener Bevölkerung mit einer Teuerungswelle aus. Viele konnten sich keine Wohnung leisten und wurden zu stundenweisen Bettgehern oder schliefen unter freien Himmel am Donaukanal. Die Donauregulierung erfolgte zwischen 1869 und 1875.

Am 8.3.1878 starb Franz Karl von Habsburg-Lothringen, der Vater des Kaisers. Im selben Jahr wurde Bosnien-Herzegowina besetzt. Am 24.4.1879 feierten der Kaiser und die Kaiserin die Silberne Hochzeit. Den Festzug entlang der Wiener Ringstraße gestaltete Hans Makart. Die Tribünen und das Kaiserzelt vor dem äußeren Burgtor errichtete Otto Wagner.

Kronprinz Rudolf

Am 10.5.1881 heiratete Kronprinz Rudolf Stephanie von Belgien. Die Vater-Sohnbeziehung war wegen der liberalen Ansichten Rudolfs sehr angespannt. Am 30.1.1889 nahm sich der Kronprinz und seiner Geliebten Mary Vetsera in Mayerling das Leben. Dadurch wurde der ungeliebte Franz Ferdinand, der Neffe Franz Josephs, zum Thronfolger. Seine Vermählung mit Gräfin Sophie Chotek führte zum endgültigen Bruch. Der Kaiser akzeptierte schließlich die Ehe und verlieh Sophie den Titel Fürstin von Hohenberg. Sie wurde aber nicht Mitglied der kaiserlichen Familie und ihre Kinder hatten keinen Anspruch auf die Krone. Das veranlasste Franz Ferdinand gegen seinen Onkel zu oppunieren. Er errichtete ein Schattenkabinett im Schloss Belvedere.

Einführung des allgemeinen Wahlrechts

Die Situation der Arbeiter verschärfte sich durch die zunehmende Industrialisierung. Kleine Gewerbebetriebe konnten mit Fabrikserzeugnissen aus Fließbandarbeit (Maschinenbau, Elektrotechnik, Textilien) nicht Schritt halten. Niedrige Löhne, 14 Stunden tägliche Arbeit, keine Absicherung im Krankheitsfall, Kinderarbeit und Wohnungsnot führten zur Etablierung von zwei politischen Parteien. Den Sozialdemokraten unter Führung von Viktor Adler und den Christlich Sozialen unter Karl Lueger, dem späteren Bürgermeister von Wien.

Der steigende Druck der Bevölkerung veranlasste den Kaiser zur Wahlrechtsreform und so unterfertigte er am 26.1.1897 die Entschließung zum allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht und damit die Abschaffung des Zensus. Zwei Monate später schaffte Karl Lueger den Sprung auf den Bürgermeisterstuhl. Zuvor hatte Kaiser Franz Joseph seine Zustimmung zur Wahl 4 mal verweigert. Vor allem die antisemitischen Äußerungen Luegers waren dem Kaiser zuwider. Letztlich beugte er sich aber dem Willen seines Volkes und gab am 16.4.1897 seinen Sanktus.

Karl Lueger

In Luegers Amtszeit (bis 1910) wurden Strassenbahn, Gas- und Elektrizitätswerke kommunalisiert. Er ließ die Stadtbahn (entlang Wienfluß heute U4, Gürtel heute U6 und Donaukanal U2) erbauen, errichtete Schulen und Spitäler, gründete die Zentralsparkasse und forcierte den Bau der 2. Wiener Hochquellenwasserleitung bis 1910. Der kaisertreue, überzeugte Katholik starb unter großer Trauer der Wiener Bevölkerung am 10.3.1910.

Außenpolitisch setzte Österreich-Ungarn eine Einfuhrsperre von serbischem Schweinefleisch nach Österreich durch. Frankreich rettete die serbische Wirtschaft durch Übernahme der Exporte. Dieser Schweinekrieg von 1906 steigerte den serbischen Haß auf Österreich. Im Jahr 1908 annektierte Österreich Bosnien und Herzegowina. Dies missfiel nicht nur Serbien das Anspruch auf diese Länder erhob, sondern auch Rußland, Großbritannien, Italien und der Türkei. Es folgte das bis dahin dunkelste Kapitel der Menschheit und der Geschichte Wiens.

Der Erste Weltkrieg




Zur weiteren Destabilisierung trugen die beiden Balkankriege 1912 und 1913 bei, die zu keiner Befriedung der teilnehmenden Länder (Türkei, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Montenegro und Rumanien) führten. Weitere Ursachen für den 1. Weltkrieg waren die Feindseligkeiten Österreichs mit Russland und Italien, sowie die deutschen Spannungen mit Frankreich und Großbritannien.

Ermordung des Thronfolgers

Der österreichische Ministerpräsident Karl von Stürgkh befürwortete einen Präventivkrieg gegen Serbien und löste den Reichsrat mit 16.3.1914 auf. Seine Pläne wurden durch die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo am 28.6.1914 durch den Serbischen Geheimbund (Schwarze Hand) durchkreuzt. Gavrilo Princip erschoss den Thronfolger und seine Gemahlin und löste dadurch den 1. Weltkrieg aus.

Österreich stellte Serbien ein Ultimatum, das unter anderem die Aufklärung des Attentats unter Beteiligung österreichischer Beamter vorsah. Diesen Punkt konnte Serbien nicht akzeptieren und so erklärte Österreich-Ungarn am 28.7.1914 Serbien den Krieg. Nun griffen die Bündnissysteme der europäischen Länder und führten zum 1. Weltkrieg.

Deutschland und Österreich-Ungarn schlossen 1879 ein Militärbündnis (Zweibund) das bei einem Angriff Russlands Unterstützung zusicherte und zur Neutralität bei Angriff eines anderen Staates verpflichtete. Drei Jahre später schlossen sie mit Italien den sogenannten Dreibund, wodurch ein französischer Angriff verhindert werden sollte.

Demgegenüber standen der französich-russische Zweibund von 1894, die Entente cordiale von 1904 zwischen Großbritannien und Frankreich, sowie die Triple Entente von 1907 zwischen Russland, Frankreich und England.

Am 1.8.1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg, zwei Tage später Frankreich. Die Kriegserklärung Englands an Deutschland erfolgt am 4.8.1914. Mit dem Eintritt Japans und der USA (unter Präsident Wilson) in die Kampfhandlungen war der 1. Weltkrieg traurige Realität. Friedensbemühungen scheiterten und Italien wechselte 1915 die Seite zu den Siegermächten. Als Kaiser Franz Joseph am 21.11.1916 starb, versuchte Kaiser Karl I. einen Sonderfrieden für Österreich-Ungarn auszuhandeln um die Monarchie zu retten. Dieses Vorhaben scheiterte ebenso wie die Friedensbemühung des Papstes Benedikt XV. Der Blutzoll des 1. Weltkrieges erreichte ein noch nie da gewesenes Ausmaß. 9 Millionen Tote und 19 Millionen Verwundete waren bis Kriegsende zu beklagen.

Karl Renner

Das Ende des 1. Weltkrieges am 3.11.1918 (Waffenstillstand in Padua) bedeutete gleichzeitig das Ende des Völkergefängnisses der Habsburger. Kaiser Karl dankte am 11.11.1918 ab und Karl Renner (1. Staatskanzler) rief am 12.11.1918 die Republik Deutschösterreich aus. Am 16.2.1919 gewannen die Sozialdemokraten die ersten Wahlen und bildeten eine Koalition mit den Christlichsozialen.

Zwischenkriegszeit

Mit dem Friedensvertrag von St. Germain vom 10.9.1919 zerfiel die Donaumonarchie und Österreichs Grenzen erlangten nahezu ihren heutigen Verlauf. Die Mittelmächte wurden von den Verhandlungen ausgeschlossen und zur Unterzeichung gezwungen, weshalb man vom Diktatfrieden spricht. Zum einzig wahren Sieger wurde dadurch Frankreich, das Elsaß Lothringen und das Saarland erhielt und wieder eine Vormachtstellung in Europa einnahm. In Wien brachen harte Zeiten an. Nach Abzug von rd. 150.000 Menschen in die neuen Nationalstaaten blieben Inflation, hohe Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot zurück. Das große Elend wurde durch eine bemerkenswerte Sozial- und Gesundheitspolitik und der Schaffung von Gemeindewohnungen gelindert. Im Dezember 1924 wurde die Schillingwährung eingeführt und löste die durch Inflation wertlos gewordene Krone ab.

Justizpalastbrand

Der soziale Frieden wurde durch die wirtschaftliche Not und die innenpolitische Radikalisierung (Heimwehr vs Schutzbund) gefährdet. Schließlich entlud sich am 15.7.1927 nach dem Freispruch im Schattendorf-Prozeß bei einer Demonstrationskundgebung der Unmut der Arbeiter. Beim gnadenlosen Polizeieinsatz gegen die aufgebrachte Bevölkerung kamen 89 Menschen ums Leben, über 600 wurden verletzt. Der Justizpalast wurde gestürmt und in Brand gesteckt.

Am Schwarzen Freitag, den 25.10.1929, rasselten die Wertpapierkurse an der Wall Street abermals in den Keller und läuteten die Weltwirtschaftskrise ein.

Die Auswirkungen erreichten ihren Höhepunkt in Österreich zeitverzögert in den Wintermonaten 1932/33 mit ca. 600.000 Arbeitslosen. Außenpolitisch gewannen Hitler und Mussolini an Einfluß.

Reichskanzler Hitler

Hindenburg ernannte Hitler am 30.1.1933 zum Reichskanzler. Bei den Reichstagswahlen vom 5.3.1933 schaffte es die NSDAP auf 44% der Stimmen und bildete mit der DNVP (8%) eine Koalition. Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 24.3.1933 wurde Deutschland eine Diktatur. Nach dem Tod Hindenburgs beerbte ihn Hitler am 2.8.1934 als Reichspräsident.

Warum konnte die NSDAP Wahlen gewinnen? Wie konnte Hitler die Wähler überzeugen?

  • Er versprach den, im Jahr 1933, 6 Mio Arbeitslosen, davon 1,5 Mio Wohnungssuchenden, Arbeit und Brot. 1934 war die Arbeitslosenzahl, dank Militarisierung, halbiert.
  • Parteienchaos (über 30 Parteien) und Regierungsversagen, dazu Steuererhöhungen, Lohnkürzungen, Arbeitslosen- und Wohlfahrtskürzungen sowie Klientelpolitik trieben Millionen Wähler zur NSDAP.
  • Hitler versprach das Versailler Diktat, den Friedensvertrag der Deutschland zu Reparationszahlungen bis 1988 verpflichtete, zu negieren und diese nationale Demütigung nicht länger hinzunehmen.
  • Antikommunismus
  • Sicherheit und Ordnung
  • der Wille zur Volksgemeinschaft
  • Antisemitismus
  • Charisma des Führers

Nach der Wahl wurden Konzentrationslager errichtet und mit der systematischen Verdrängung, später Vernichtung, der deutschen Juden begonnen. Der arisierte Besitz wurde für die Wiederaufnahme der Rüstungsindustrie verwendet. Der Terror gegen Andersdenkende und Nichtdeutsche wurde durch die Propagandamaschinerie angeheizt. Das Volk wurde medial verhetzt (Der Stürmer, Völkischer Beobachter, Deutsche Wochenschau, Radio) und denunziert. SS und Gestapo sorgten für Unsicherheit durch Überwachung und Zensur. Der Einzelne mußte sich dem großen Ganzen, dem Volkswohl, unterordnen oder sein Leben riskieren.

Noch vor dem Anschluss Österreichs ist Deutschland bankrott. Hitler hat einen Schuldenstand von 32 Mrd Reichsmark (ca. 160 Mrd €) angehäuft.

Nationalratswahlen 1930

Die letzten Nationalratswahlen vom 9.11.1930 brachten nachstehende Mandatsverteilung im österreichischen Parlament:
Sozialdemokratische Arbeiterpartei: 72 Mandate
Christlichsoziale Partei und Heimwehr: 66 Mandate
Nationaler Wirtschaftsblock und Landbund: 19 Mandate
Heimatblock: 8 Mandate
Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei NSDAP schaffte mit 111.627 Wählern (3,0%) nicht den Einzug in den Nationalrat.

Nationalratswahl 1930

Austrofaschismus

Aufgrund der starken Opposition der Sozialdemokraten, der Anschlussbestrebungen von Hitlerdeutschland, sowie der zunehmenden Unzufriedenheit der verarmten Bevölkerung, gestaltete sich die Regierungsarbeit für den Bundeskanzler Dollfuß immer schwieriger.

Ein Eisenbahnerstreik führte im Parlament am 4.3.1933 zum Rücktritt der 3 Präsidenten des Nationalrates Karl Renner, Rudolf Ramek und Sepp Straffner. Den Wiederzusammentritt des Parlaments verhinderte Dollfuß mit Polizeigewalt. Nun war auch Österreich ein autoritär geführter Staat.

Im Mai 1933 verwies Dollfuß den Rechtsanwalt Hitlers, Hans Frank, wegen nationalsozialistischer Propaganda des Landes. Hitler antwortete mit der Tausendmarksperre, die den österreichischen Tourismus lahmlegte.

Nach Gründung der Vaterländischen Front VF wurden alle anderen Parteien verboten. Nach der KPÖ (26.5.) folgten NSDAP (19.6.), Freidenkerbund (20.6.1933) und am 12.2.1934 (Februarkämpfe bis 15.2.) die Sozialdemokraten.

Beim Juli-Putsch der NSDAP am 25.7.1934 starb Engelbert Dollfuß durch Otto Planettas Schussattentat im Bundeskanzleramt. Der Anschluß an Deutschland wurde dadurch nicht erreicht. Noch garantierte Mussolini Österreichs Souveränität. Justizminister Schuschnigg wurde Bundeskanzler und kämpfte vergeblich für die Unabhängigkeit Österreichs.

Die Expansionspläne Hitlers ergaben sich aus wirtschaftlichen Überlegungen. Die Kriegsvorbereitung und die kostenintensive Rüstungsindustrie drohte ins Stocken zu geraten. Die Annexion Österreichs, mit dem Erzberg, den Erdölfeldern im Marchfeld, seiner Schwerindustrie und den Gold- und Devisenreserven der Österreichischen Nationalbank und nicht zuletzt die für die Rüstung benötigten Arbeitskräfte, wurde für Deutschland zur Notwendigkeit. Die österreichischen Goldreserven übertrafen die deutschen um das Vierfache und sicherten dem Deutschen Reich die Wiederaufrüstung.

Am 23.1.1937 verweigerte Mussolini dem deutschen Feldmarschall Hermann Göring noch seine Zustimmung zum Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland.

Am 28.9.1937 zeigte Göring in Carinhall Mussolini eine Karte die Österreich und die Tschechoslowakei als Teile des Deutschen Reiches darstellten. Mussolini gab Hitler zu verstehen, dass er einem friedlichen Anschluss Österreichs an Deutschland nichts in den Weg legen würde.

Am 5.11.1937 erklärte Hitler seiner Führungsspitze die nächsten Ziele: Österreich und die Tschechoslowakei (Hoßbach-Protokoll).

Am 12.2.1938 empfing Hitler den österreichischen Bundeskanzler auf dem Obersalzberg und verlangte, den Nationalsozialist Seyß-Inquart zum Sicherheits- und Innenminister zu ernennen. Weiters wurden tausende verhaftete Nationalsozialisten amnestiert. Diese Zugeständnisse Schuschniggs im Berchtesgardener Abkommen läuteten das Ende des Austrofaschismus ein.

Der Anschluss

Wien Geschichte

Der Anschluss

Am 9.3.1938 überraschte Schuschnigg in Innsbruck mit der Ankündigung einer Volksabstimmung für den 13.3.1938 die deutsche Führung. Aus Angst Österreich könnte sich gegen einen Anschluss an Deutschland entscheiden, erließ Hitler am 11.3. die militärische Weisung "Unternehmen Otto" zum Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 12.3.1938. Für das Verständnis der Weisung sind Pkt. 1 und 5 wichtig:

Pkt 1. "Ich beabsichtige, wenn andere Mittel nicht zum Ziele führen, mit bewaffneten Kräften in Österreich einzurücken, um dort verfassungsmäßige Zustände herzustellen und weitere Gewaltakte gegen die deutschgesinnte Bevölkerung zu unterbinden.

Pkt 5. Das Verhalten der Truppe muss dem Gesichtspunkt Rechnung tragen, dass wir keinen Krieg gegen ein Brudervolk führen wollen. Es liegt in unserem Interesse, dass das ganze Unternehmen ohne Anwendung von Gewalt in Form eines von der Bevölkerung begrüssten friedlichen Einmarsches vor sich geht. Daher ist jede Provokation zu vermeiden. Sollte es aber zu Widerstand kommen, so ist er mit grösster Rücksichtslosigkeit durch Waffengewalt zu brechen. Übergehende österreichische Verbände treten sofort unter deutschen Befehl."

Schuschnigg wurde zum Rücktritt gezwungen und von Seyß-Inquart als Bundeskanzler abgelöst. Dieser schickte am 11.3. ein von Göring diktiertes Telegramm an Hitler. Darin ersuchte er um Entsendung deutscher Truppen zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung. Diese Legitimation des Einmarsches verhinderte eine außenpolitische Einmischung und nährte Hitlers Kriegsbereitschaft. Obwohl ein Anschluss durch den Versailler Friedensvertrag bzw. den Vertrag von St. Germain untersagt war, hielten sich internationale Proteste in Grenzen. Amerika´s "hands off from Europe" dauert bis Ende 1940. Frankreichs Budget erlaubte keine Kriegsdrohungen gegen Deutschland. Großbritannien verfolgte eine Appeasementpolitik, welche erst mit dem Einmarsch in Polen ("Fall Weiß") am 1.9.1939 endete.

In Österreich, nunmehr Ostmark, begannen unmittelbar mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht willkürliche Verhaftungen und Deportationen politischer Gegner, die Gleichschaltung der Exekutive, Judikative und der Medien. Einst verfolgte und verhaftete österreichische Nationalsozialisten kehrten zurück, verbreiteten Angst und Schrecken und brachen fast jeden Widerstand. Hilfsbereitschaft wurde zum Todesurteil. Menschenrechte wichen Führerbefehlen. Kunst wurde zensuriert, Bücher verbrannt. Juden wurden gedemütigt, mit Berufsverbot belegt, ihrer Existenzgrundlage und ihres Vermögens beraubt. Wohnungen wurden arisiert. Wer noch konnte, verließ Wien vor 1939.

Führerkult und Antisemitismus fielen in Wien auf fruchtbaren Boden. Menschenverachtende Erniedrigungsideologie wurde gedankenlos verinnerlicht und äußerte sich in hasserfüllter Brutalität. Der Antisemitismus, einst von Hitler in Wien kennengelernt (Lueger, Schönerer), wurde wieder salonfähig und in, bis heute unübertroffener Unmenschlichkeit, ausgeübt.

Am 15.3.1938 zeigte sich die Ringstraße, gesäumt von Hakenkreuzfähnchen schwingenden, jubelnden Menschenmassen. Die im Stechschritt Richtung Hofburg marschierende Deutsche Wehrmacht war Warnung für alle politischen und ideologischen Gegner. Unter frenetischem Jubel verkündete Hitler auf dem Heldenplatz "den Eintritt seiner Heimat in das Deutsche Reich". Viele Wiener erhofften sich ein Ende ihrer Not. Der Preis dafür? Aufgabe von Rede- und Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit, Kunst und Kultur und Menschlichkeit.

Mit der schon im Deutschen Reich erfolgreichen Propaganda, u.a. Fahnen, Plakate, Parolen, Symbolen, Presse, erstmals über Rundfunk, aber auch mit gnadenloser Härte gegenüber anders Denkenden, gelang es die Bevölkerung von allen Zielen zu "überzeugen" und Zweifel schon im Keim zu ersticken.

Volksabstimmung zum Anschluss

Die am 10.4.1938 abgehaltene Volksabstimmung über den vollzogenen Anschluss brachte eine 99,73%ige Zustimmung der österreichischen Bevölkerung. Vorsichtshalber wurden ca. 400.000 politische Gegner von der Abstimmung ausgeschlossen. Personen die bei der nicht geheimen Wahl mit Nein stimmten, wurden in die Wahlurne zurück geholt um ihren "Irrtum" zu korrigieren.

Neben Karl Renner und Kardinal Innitzer votierten auch Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur öffentlich für den Anschluss an Hitlerdeutschland.

Österreich gab es nicht mehr. Wien wurde Provinzstadt. Niederösterreichische Gemeinden wurden zu Großwien verschmolzen.

Etwa 150.000 österreichische Facharbeiter fanden im Altreich Arbeit in der Rüstungsindustrie. Ausgesteuerte Arbeitslose erhielten wieder Arbeitslosengeld. Jüdische Konkurrenz wurde aus dem Arbeitsmarkt gedrängt, Wohnungen und Vermögen arisiert.

Bis Mai 1939 emigrierten ca. 100.000 Juden aus Wien.

Der Zweite Weltkrieg



Das erste Opfer des Krieges ist immer die Wahrheit.

Deutschlands Kriegsvorbereitung lief auf Hochtouren. Die Truppen hatten entlang der polnischen Grenze Stellung bezogen. Die Schleswig-Holstein ankerte im Hafen von Danzig. In ihr Soldaten der Wehrmacht, die auf den Einsatzbefehl warteten.

Eine fingierte Grenzverletzung der Polen diente Hitler als Anlass für den Befehl zum Beginn des "Verteidigungskrieges".

Der Angriff auf Polen wurde als "Fall Weiss" bereits am 15.6.1939 ausgearbeitet.

Am 1.9.1939 um 4:45 Uhr begann Deutschland den Angriff auf Polen. Das Ziel? Die Gewinnung von Lebensraum und Aufteilung Polens mit Russland. Am 3.9.1939 erklären Frankreich und England Deutschland den Krieg. Am 6.10.1939 beendet das letzte Gefecht den Polenfeldzug.

Nicht die Verteidigung Deutschlands, sondern die Vernichtung der polnischen Elite, polnischer Juden und slawischer "Untermenschen" war Auftrag von höchster Stelle an die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei (Waffen-SS, Gestapo, SD, Orpo). Bis Oktober fielen dem Massenmord über 16.000 polnische Zivilisten zum Opfer.

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges stieg die Opferzahl auf ca. 55 Mio. Mehr als die Hälfte davon waren Zivilisten. Trumans Atombomben, "Little Boy" am 6.8.1945 um 8:15 Uhr auf Hiroshima und "Fat Man" am 9.8.1945 um 11:02 Uhr auf Nagasaki, zwangen Japan zur bedingungslosen Kapitulation und beendeten die größte Tragödie der Menschheit.

Österreich hatte 334.000 Opfer zu beklagen, darunter 104.000 Zivilisten. Im Jänner 1945 begann der Amerikanische Angriff auf Wien. Der schwerste Luftangriff erfolgte am 12.3.1945. Die Innenstadt wurde schwer getroffen. Die Staatsoper brannte aus, die Bevölkerung verschanzte sich in Luftschutzkellern ehe die Schlacht um Wien verloren ging. Vom 6. bis 13.4.1945 dauerte die Einnahme Wiens durch die Rote Armee.

Die Besatzungszeit in Wien

besatzungszeit-in-wien

Die Besatzungszeit in Wien



Wien wurde unter den Alliierten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Der 1. Bezirk wurde unter gemeinsame Verwaltung gestellt.

Der amerikanischer Sektor umfasste die Bezirke 7, 8, 9, 17, 18 und 19; Hauptquartier Österreichische Nationalbibliothek

Der britische Sektor umfasste die Bezirke 3, 5, 11 (ohne Albern), 12, und 13; Hauptquartier Schloß Schönbrunn

Der französische Sektor umfasste die Bezirke 6, 14, 15, und 16; Hauptquartier Hotel Kummer

Der russische Sektor umfasste die Bezirke 2 (ab 1954 mit Albern), 4, 10, 20, 21, 22 und 23 Hauptquartier Palais Epstein

Die, seit 1938 zu Großwien zählenden niederösterreichischen Gemeinden, wurden von den Besatzungsmächten nicht anerkannt und später wieder zu Niederösterreich gezählt.

Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag von Außenminister Figl ("Österreich ist frei!") und Bundeskanzler Raab, den USA (Dulles), Großbritannien (Macmillan), Frankreich (Pinay) und der UdSSR (Molotow) unterzeichnet. Österreich war wieder souverän und neutral.

Der österreichische Nationalfeiertag erinnert an das am 26. Oktober 1955 beschlossene Neutralitätsgesetz und wird seit 1965 gefeiert.

1961 bis 1990



Die Spannungen des Kalten Krieges veranlassten die USA im Juni 1961 zu einem Treffen mit der UdSSR auf neutralem Boden. Kennedy und Chruschtschow trafen sich im Schloß Schönbrunn am 3. Juni 1961.

In der Rolle des Vermittlers war Außenminister Kreisky tätig.

Dennoch wurde kurz danach mit der Errichtung der Berliner Mauer begonnen und die Kubakrise löste fast den dritten Weltkrieg aus.

Im Jahr 1969 wurde der Bau der Wiener U-Bahn begonnen und 1976 der erste U-Bahn-Zug auf der Strecke zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke gesteuert (U-Bahnlinie U4).

Die UNO-City wurde am 23. August 1979 eröffnet und ist neben New York, Genf und Nairobi, der vierte Amtssitz der vereinten Nationen.

Der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 begann mit der Öffnung der Grenze zwischen Ungarn und Österreich. Vor allem DDR-Bürger fanden so durch Flucht ihre Freiheit. Ein Meilenstein österreichischer Humanität und Hilfsbereitschaft. Am 9. November fiel auch die Berliner Mauer.

1991 bis Heute

Wien Geschichte

1991 bis Heute

Mit Zweidrittelmehrheit stimmten die Österreicher (und Wiener) für den Beitritt zur EU. Der offizielle Beitritt erfolgte am 1. Jänner 1995.

Im Jahr 2001 wurde das Museumsquartier eröffnet und ist seitdem Jahr für Jahr Anziehungspunkt von Millionen Kunstbegeisterten.

Das Finale der Fußball EM 2008 im Ernst Happelstadion gewann Spanien gegen Deutschland durch ein Tor von Fernando Torres mit 1 : 0.

2013 erfolgte die Wiedereröffnung der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum, 2014 eröffnete der neue Hauptbahnhof und 2015 wurde der 60. Eurovisions Song Contest in der Wiener Stadthalle von Schweden gewonnen.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden.

Schließen